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Von der Kunst Eisen zu gießen bis zu den Glückwunschkarten aus Eisen und Stahl

Die Geschichte des Kunstgusses an Kocher und Brenz und seine Bildhauer und Geschichte.
Rolf-Dieter Blumer, August 2022

Die Anfänge der Eisenverhüttung an Kocher und Brenz

Auf dem Gebiet der heutigen Ostalb (Kocher-Brenz-Region) befinden sich sehr frühe Industrie- und Bergbaugebiete. Hier wurde bereits in der „Keltike“ Eisenerzabbau betrieben.

Zunächst durch Abbau und Sammeln von sogenannten Bohn-Erzen, später aber auch durch den Abbau der Stufen-Erze im Bereich der Alb (z.B. Grube Karl in Geislingen, Süßes Löchle in Wasseralfingen). Die Verhüttung wurde trotz widriger Verhältnisse, es fehlte beispielsweise Kohle, vor Ort betrieben. König Albrecht I. stiftete im Jahre 1302 das Kloster Königsbronn und verlieh den Zisterziensern, deren Mutterkloster Kloster Salem war, bereits besondere Rechte zur Verarbeitung von Eisen und Bergfreiheit. Belegt wird dies auch durch eine Urkunde Kaiser Karls IV. aus dem Jahre 1365.

Urkunde Kaiser Karls IV 1365

Urkunde Kaiser Karls IV 1365

In dieser Urkunde wird dem Grafen Ulrich d. J. von Helfenstein das Lehen auf „alles Eysenwerk“ in dessen Herrschaftsgebiet erteilt. Verbunden ist dieses Lehen mit dem Recht Mühlen und Hämmer an Brenz und Kocher zu errichten. Königsbronn, eigentlich meint diese Ortsbezeichnung das dort angesiedelte Kloster, erzeugte im Mittelalter zunächst technisch bedingt „Schmiedeeisen“. Dieses verhandelten die Mönche im Wirtschaftsraum der „Voralb“. Hier sind die Pfleghöfe und Außenstellen des Klosters in Schwäbisch Gmünd (Sensenschmiedeindustrie) und Reutlingen zu nennen.

Die energieintensive Herstellung von Schmiedeeisen, das mit Hilfe von Holzkohle erzeugt wurde, verbrauchte enorme Mengen an Energie und Holz. Die Köhlerei wurde daher in den nahegelegenen Wäldern bis zu deren Verschwinden betrieben. Etwa ab dem Beginn des 16. Jh. war man dank fortgeschrittener Technik in der Lage auch flüssiges „Gusseisen“ herzustellen. Sicher kann hier gesagt werden, dass zumindest die rasche Verbreitung dieser Technik mit der „Eigenarbeit der Zisterzienser“ in Verbindung zu bringen ist. Diese ist eng mit der Entwicklung des Zisterzienserordens im Hochmittelalter vor dem Hintergrund ihrer Ordensregeln zu sehen (Dr. Bernhard Nagel: „Die Eigenarbeit der Zisterzienser, über religiöse Askese zum wirtschaftlichen Erfolg“, 2007)

Durch die Eigenarbeit der Zisterzienser zu gießbarem Eisen

Zisterzienzerkloster Königsbronn

Zisterzienzerkloster Königsbronn

Die Zisterzienser versuchten die Benediktinerordensregeln zu reformieren. Sie weigern sich Pfründe, Fronarbeit und Abgaben, wie den Kirchenzehnt, in Anspruch zu nehmen. Um ihre Klöster erhalten und entwickeln zu können, erwirtschafteten sie wirtschaftliche Überschüsse. Sie vermarkteten ihre Produkte, so auch das erzeugte Eisen. Effizienz und Innovation wurden als Antrieb für immer größer werdende Gewinne gesehen. Zur Vermarktung entwickeln sie ihre Stadthöfe. Diese bereits erwähnten, klostereigenen Handelsstationen in den städtischen Zentren befähigten sie Absatzmärkte für ihre Produkte zu schaffen. Die Zisterzienser verhielten sich ökonomisch expansiv, dies wurde ihnen auch später letztlich zum Verhängnis. Die Vorschrift, wonach sie sich von ihrer Hände Arbeit ernähren sollten, veränderte sich zum wirtschaftlichen Erfolgsmodell. Eisenhütten, mit für die Zeit bereits großen Hochöfen, entwickelten sich an den Ordensstandorten. Die Schmelzmeister und Gießer kamen auf den ordenseigenen Synoden jährlich zusammen und tauschten ihr Wissen aus. Hier spielte der klösterliche Austausch mit den Klöstern im Sauerland ebenso eine Rolle wie der Austausch mit Klöstern in der Eifel. Wie für das das Kloster Haina war auch für Königsbronn gegen Ende des 15. Jh. und zu Beginn des 16. Jh. die Zeit der Zisterzienser abgelaufen. Im Zuge der Reformation wurden zunächst in Mitteldeutschland viele Klöster aufgehoben und 1533 einige davon, wie z.B. Haina, in Stiftungen umgewandelt.

Die Blütezeit der Eisenverhüttung durch die Brenztalwerke

Frontseite des Wiler Ofens

Frontseite des Wiler Ofens

Ab 1540 erlebte die Hüttenindustrie in den Klöstern der Zisterzienser ihre Blütezeit. Vorwiegend mit gusseisernen Öfen, aber auch mit „Rüstungsmaterial“. In Königsbronn war es Abt Melchior Ruoff, der von 1513 bis 1539 dem Kloster vorstand. Er legte den Schwerpunkt auf die Gussproduktion und die Produktion kunsthandwerklich gestalteter Öfen. Leider ist in Königsbonn durch mehrfache Zerstörung und Kriegseinwirkung die Aktenlage sehr dürftig. Abt Melchior starb am 23.4.1540. Nach seinem Tod wurde das Kloster durch die Truppen des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach 1552 völlig zerstört. 1553 wurde das Kloster evangelisch und von den katholischen Mönchen verlassen. Um 1557 begann der Wiederaufbau mit dem Bau einer „Jägerkaserne“, dem sogenannten Langen Bau. Auch die Produktion von Gusserzeugnissen wurde wieder aufgenommen. So gibt Manfred Thier in seiner Geschichte der Schwäbischen Hüttenwerke die Zahl der gegossenen Öfen um 1565 bereits wieder mit 557 Öfen und 334 Ofenplatten an.

Im Reichskloster Salem sind Rechnungen für den Handel mit Öfen zu finden, an denen sich Manfred Thier orientiert. Eine enorme Produktion, wenn man berücksichtigt, dass in Kriegszeiten erweiternd sicher noch die Produktion von Geschossen, Geschützkugeln und Kanonen hinzukam.

Die Gestaltung der Platten und Öfen

Königsbronner Epitaphiensammlung an der Klostermauer

Königsbronner Epitaphiensammlung an der Klostermauer

Von Anfang an wurden die Ofenplatten künstlerisch gestaltet und mit meist biblischen Motiven versehen. Ein wichtigster Bildhauer und Formenschneider, der nicht nur im nordhessischen Kloster Haina wirkte, war Philipp Soldan. Platten von Soldan befinden sich auch im Fundus der SHW-Sammlung, sein Wirken kann auch für den süddeutschen Raum angenommen werden. Die Modelleure fertigten Formen aus Birnbaum- oder Lindenholz. Diese „Model“ dienten als Vorlagen zur Reproduktion. Sie wurden in feinen Sand gepresst und in die so entstandenen negativen „Formen“ wurde das flüssige, geschmolzene Eisen gegossen. Aus diesen so entstandenen einzelnen Platten fügte man einen Ofen zusammen. Dieser wurde durch ebenso gegossene Eckverbinder zusammengehalten. Auch Brunnenkästen entstanden auf diese Weise.

Bei der künstlerischen Gestaltung der „Model“ erwies sich Philipp Soldan als ein treuer Botschafter der Reformation. Vorlagen lieferten nicht nur ihm, sondern auch den Brenztal Meistern, u.a. der mit Martin Luther befreundete sächsische Künstler Lucas Cranach. Das biblische Motiv vom „Jüngsten Gericht“, das „Wunder von Kanaa“ oder die „Geburt Christi“ waren beliebte Motive. Im Brenztal befassten sich die meist unbekannten Meister mit denselben Themen. Die Bibel wurden in vielerlei Variationen als Vorlage genommen, so entstand eine „Bilderbibel“ in Stahl. Auch der Papst, ein Kardinal und ein Bischof wurden porträtiert, ein Mönch mit Tonsur, auch Handabdrücke eines Gießers wurden bewusst auf eine Platte gepresst. Es sind Zeugnisse der Reformation, anhand derer die Angst und auch die Polemik der Zeit sind zu erkennen sind. Lucas Cranach und Albrecht Dürer haben die Vorlagen geliefert, in Musterbüchern. Geschnitten und zusammengestellt haben es die Modelleure, an Brenz und Kocher wurden die Platten gegossen. Biblische Geschichten, wie etwa die vom reichen Mann und dem armen Lazarus, vom barmherzigen Samariter oder von der Hochzeit zu Kana.

Ein früher Gestalter der Hüttenwerke Wasseralfingen, Konrad Weitbrecht

Skizze von Konrad Weitbrecht

Skizze von Konrad Weitbrecht

Wohl bei wenigen Künstlern dürfte ihr Lebenswerk so sehr mit dem Bild ihres Lebenswerkes zusammenfallen wie bei Konrad Weitbrecht, der völlig in seiner Arbeit aufging und außer den auf sie bezogenen Mitteilungen wenig über sein persönliches Leben verlauten ließ.

So schreibt Adolf Schahl in den „Lebensbildern aus Württemberg und Franken“ 1987 über den Bildhauer Konrad Weitbrecht. Hinzu kommt, dass die Lebensdauer des nur 40 Jahre alt Werdenden nicht ausreichte um sein Schaffen zu etablieren. Konrad Weitbrecht wurde 24. Mai 1796 in Ernsbach am Kocher geboren.

Über die Bonfeldsche Gutsherrschaft der Freiherren von Gemmingen wurde Karl Freiherr von Uxkull-Gyllenband auf Konrad Weibrecht aufmerksam, weil dieser aus den Filzabfällen der väterlichen Hutmacherei Figuren schneiderte. Er ermöglichte Weitbrecht eine gute Schulbildung und schickte ihn in das Atelier von Johann Heinrich Dannecker (1758-1841). Hier lernte Weitbrecht zeichnen und modellieren. Die Schönheit der Danneckerschen Entwürfe haben alle späteren Frauengestalten Weitbrechts Inspiriert.

Peter Bruckmann, Heilbronn und Paris, Orte des Studiums

Zurückgekehrt nach Ernsbach trat er um 1818 in die Silberwarenfabrik Bruckmann & Co. ein. Peter Bruckmann (1778-1850) war damals dazu übergegangen, die Verzierungen von Gefäßen aus Gesenken zu schlagen. Peter Bruckmann selbst hatte eine gute fachliche Ausbildung genossen und machte sich auch als Medaillen- und Münzstempelschneider einen Namen.

Durch königliche Resolution vom 30. November 1823 und Dekret des Bergrats vom 5. Dezember wurde Weitbrecht im Hüttenwerk Wasseralfingen als „Formerei Inspektor“ angestellt. Zu seiner Bewerbung vom 22. April 1823 hatte ihn der Geheime Rat Karl von Kerner, Präsident des Bergrats, ein Bruder von Justinus Kerner, veranlasst. Die der Bewerbung beigegebenen „Kompositionen und Stempelabgüsse“ hatten die Zustimmung von Kupferstecher Johann Gotthard Müller und dem Architekten Nikolaus von Thouret gefunden. Sie bezeugten einen „durch das Studium der Antike auf den sorgfältigsten gebildeten Geschmack“.

Dabei rückte auch der Heilbronner Jahreszeiten-Zyklus an erste Stelle. Man muss es König Wilhelm I., der gut beraten war, hoch anrechnen, dass er ihm, der inzwischen ein begabter Modelleur war, den Auftrag gab, die Jahreszeiten für den Fries im Festsaal des 1824-1829 von Salucci erbauten Schlosses Rosenstein auszuführen.

Wie es dazu kam, berichtete Sulpiz Boisserée am 25. März 1826 an Goethe: „Dieser Tage wurde mir durch die Zeichnungen eines jungen Mannes, der bei der hiesigländischen Eisengießerei angestellt, Weitbrecht genannt, eine gar große Freude zu Theil. Dieser junge Mann hat aus eigener Lust die Geschichte der vier Jahreszeiten in einer sehr mannigfaltig entwickelten Reihe als Basrelief komponiert, mit so viel Erfindung, Naivität, Lebendigkeit, Anmuth und Reinheit, wie ich in neuerer Kunst kaum etwas gesehen. Auch hat dieses schöne Talent einen glücklichen Moment getroffen, da die Zeichnungen Jedermann gefallen, so lässt der König sie in dem großen Saal seines Lustschlosses Rosenstein in Gips ausführen.“

Noch vor dem Jahreszeitenfries und wahrscheinlich während seiner Wasseralfinger Anstellung ging Weitbrecht daran die Arbeitsvorgänge im Berg- und Hüttenwerk zeichnerisch zu dokumentieren. Diese 46 erhaltenen Bleizeichnungen sind eine für die Geschichte des Wasseralfinger Betriebs hochwichtige Quelle. Auch hier ist alles umrisshaft wiedergegeben.

Auf höchste Entschließung, vom 20. November 1830 mit Dekret vom 1. Dezember, wurde Weitbrecht unter Beibehaltung seiner Funktionen in Wasseralfingen zusätzlich als Lehrer an der Kunstschule für Zeichnen in Stuttgart berufen. Hier sollte er eine Klasse, aufbauen. Seinen Wohnsitz musste er daher nach Stuttgart verlegen, die Geschäfte in Wasseralfingen jedoch weiter betreuen.

Zu seiner Entlastung vor Ort schlägt Weitbrecht den Modelleur Christian Friedrich Plock (1809-1882) vor. Dies wurde vom zuständigen Kameralamt befürwortet und Plock wird als der Nachfolger Weitbrechts in Wasseralfingen eingestellt. Die Werke Plocks weisen sich gestalterisch als Kopien der Weitbrecht‘schen Schule aus. Eine besondere Eigenständigkeit erarbeitet sich Plock nicht. Dadurch verarmte der „Entwurf“ in Wasseralfingen zusehends. Die Entwerfer kunsthandwerklicher Gusserzeugnisse siedelten sich nach dem Tod Weitbrechts zusehends an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart an oder entstammten der dortigen Hochschulen, gestalterischen Schulen und Betrieben aus der Region.

In Wasseralfingen gestalteten diese aus Stuttgart kommend in Auftragsarbeit.

Von Plock und Weitbrecht, zu Kopp, Knapp und weiteren Modelleuren und Sammlern

Schlossplatz Stuttgart mit Jubiläumssäule

Schlossplatz Stuttgart mit Jubiläumssäule

Zu nennen sind noch besondere Gusserzeugnisse. So zum Beispiel die nach Entwürfen von Theodor Wagner und Johann Michael Knapp geschaffenen in den Hüttenwerken Wasseralfingen unter Paul Stotz gegossenen Reliefplatten der Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz in Stuttgart, die 1846 eingeweiht wurde. Die Platten stellen unter anderem Themen aus den Kriegen und aus dem Leben Wilhelm I dar. So die Huldigung des Ständerats und Szenen aus drei Schlachten unter Wiedergabe lebensechter Portraits der Teilnehmer. Die Entwürfe gehen auf Ölbilder zurück, die sich im Besitz des Hauses Württemberg befinden. Die Reliefs zeigen „Schlachtenszenen aus den siegreichen Feldzügen der Württemberger im Krieg der Verbündeten gegen Napoleon“.

Karl Kopp, geb. am 24. Okt. 1825 in Wasseralfingen und gest. am 1. März 1897, wurde zuerst an der Kunstschule Stuttgart u.a. bei Weibrecht ausgebildet. Er arbeitete an den Bauten der Wilhelma mit. Hierbei sind die Prototypen der Säulen mit den entsprechenden Farbfassungen zu nennen, die in Wasseralfingen gegossen wurden. Die Gussmodelle befinden sich ebenfalls in der Sammlung SHW. Karl Kopp studierte später an der Ecole des Beaux Arts in Paris. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Zeichenlehrer an der Fortbildungsschule in Biberach. Danach wurde er 1862 Lehrer für Ornamentzeichnen und Modellieren am Polytechnikum in Stuttgart. 1868 wurde er zum Professor ernannt. Er lehrte außerdem an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule, hier Modellieren, und gehörte der Sachverständigenkommission am Konservatorium der vaterländischen Kunst- und Altertumsdenkmale an. Kopp schuf die beiden 1863 eingeweihten Schlossplatzbrunnen in Stuttgart.

Paul Reusch und Familie, sowie die Glückwunschkarten aus Eisen und Stahl

Die Epoche der Familie Reusch wurde begründet durch Karl-Hermann Reusch aus Königsbronn. Er war der Vater von Paul Reusch und dort Direktor der Schwäbischen Hüttenwerke.

Sein Sohn Paul Reusch war der Gründer des MAN Konzerns und Aussichtsratsvorsitzender der Gutenhoffnungshütte. Er war Mitbegründer des deutschen Museums in München und dort auch im Stiftungsrat tätig.

Paul Reusch erweiterte die Vorbildersammlung der SHW um den Erwerb der sogenannten Frankfurter Ofenplatten Sammlung. Diese Plattensammlung von ca. 600 Ofen und Takenplatten ist die größte derzeit bekannte Eisengusssammlung in Deutschland. Reusch stellte auch die Verbindung zu Künstlern her und belebte den Kunstguss in Wasseralfingen neu. Externe Künstler wie Jacob Wilhelm Fehrle wurden als Gestalter herangezogen.

Auch beschenkte Paul Reusch die meisten namhaften Industriellen seiner Zeit (Robert Bosch, Alfred Krupp und andere) mit großformatigen Glückwunschkarten zu deren Geburtstagen die er in Stahl gießen lies. Diese befinden sich im Modell ebenfalls in der Sammlung der SHW. Die Plastiker und Modelleure dieser Platten sind bisher unbekannt.

Sein Sohn Hermann Reusch studierte Bergbau und Germanistik in Berlin, Tübingen und Aachen. Nach Auslandsaufenthalten, unter anderem in Skandinavien, England und USA, legte er 1925 das Bergassessoren Examen ab und übernahm 1927 zunächst die Leitung der Zeche Fürst Leopold in Dorsten.

1934 wechselte Reusch zur Gutenhoffnungshütte (GHH) und wurde 1935 erst stellvertretendes Vorstandsmitglied, ab 1937 dann ordentliches Vorstandsmitglied. Im Jahr 1942 trat er gemeinsam mit seinem Vater aus dem Vorstand der Gutehoffnungshütte zurück und kam so einer Absetzung durch die Nationalsozialisten zuvor. Hermann Reusch arbeitete nach seinem Rückzug als Bergbauinspektor im besetzten Jugoslawien und kehrte erst 1945 nach Oberhausen zurück.

Um Vorwürfe gegen die Industrie wegen ihrer Beteiligung an Arisierung und Plünderung in den besetzten Gebieten, Zwangsarbeit und Finanzierung des NS-Aufstiegs schon im Vorfeld abzuwehren, trat er als Zeuge in vielen Prozessen auf.

Reusch kämpfte in den kommenden Jahren gegen die Bestrebungen das Familienunternehmen, Haniel, Deutsche Werft AG aufzulösen. Die Entflechtung der Gutehoffnungshütte konnte er allerdings nicht verhindern. Der Konzern musste fortan ohne eigene Eisen- und Kohleproduktion auskommen, die in neue Gesellschaften ausgelagert wurden. Haniel musste sich stattdessen auf die Weiterverarbeitung konzentrieren.

1966 legte Reusch die Konzernleitung nieder und ging in den Ruhestand. Fünf Jahre später starb Reusch an einem Herzinfarkt auf dem Familiengut Katharinenhof bei Backnang.

Mit der Familie Reusch endete der Kunstguss noch nicht, zumindest bis 2003 wurden in Wasseralfingen Kopien der historischen Ofenplatten beworben, über Kataloge vertrieben und konnten gekauft werden.

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Letzte Aktualisierung: 14.04.2024

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